Sigurd
Syversen: ehemaliger KZ-Häftling und Geschichtsbotschafter
Sigurd Syversen im
Gespräch mit Schülerinnen und Schülern auf dem Gelände des früheren
KZ-Außenlagers Falkensee. Quelle: Stadt
Falkensee
21 Jahre alt war
Sigurd Syversen, als er zum ersten Mal nach Falkensee kam. Im Juni 1943 traf er
gemeinsam mit anderen norwegischen Häftlingen im KZ-Außenlager ein. 1942 war er
in Norwegen verhaftet worden, saß im KZ Grini, im KZ Sachsenhausen und im KZ-Außenlager
Staaken. In Falkensee gehörte er zum „Außenkommando Demag" (Deutsche
Maschinenbau AG) und arbeitete an einer großen Drehbank in der
Panzerherstellung. Die Bedingungen im Lager waren schlecht. Mangelhafte
Ernährung, ständige Zählappelle und Strafexerzieren schwächten die Häftlinge
stark. Als Forderungen
nach Produktionssteigerung in der Demag aufkamen, gaben sie zu verstehen, dass
sie dafür keine Kraft hätten. Eine offenbar umgehend erfolgte Beschwerde
verbesserte die Lebenssituation der Häftlinge. Die Tagesproduktion steigerten
sie zwar nicht, hielten sie jedoch konstant. Später fasste
Sigurd Syversen seine Gefangenschaft in Deutschland so zusammen: „Ich bin als ein
junger Mann mit dem Namen Sigurd Syversen angekommen. Ich kam heraus als ein
Häftling mit der Nummer 61077. Alles, was wir besaßen, waren eine
Suppenschüssel, eine Kaffeetasse und ein Löffel." Ende März 1945
verließen die skandinavischen Häftlinge mit Rot-Kreuz-Bussen, den sogenannten
„Weißen Bussen", das Lager. Am 1. Mai 1945 traf Sigurd Syversen in Malmö
ein. Seine Erinnerungen
aufzuschreiben und weiterzugeben war eines der Lebensthemen von Sigurd
Syversen. Als die Stadt Falkensee 1995 den „Geschichtspark ehemaliges
KZ-Außenlager Falkensee" einweihte, war er dabei und nahm an der
Gedenkveranstaltung mit internationalen Gästen teil. Er organisierte einen
Austausch zwischen norwegischen und deutschen Schülerinnen und Schülern, für
den er in der Folge immer wieder nach Falkensee kam. Zur Erinnerung an die
Leiden der norwegischen Häftlinge initiierte er 2005 die Aufstellung einer
Gedenktafel, neun Jahre später verlieh die Stadt Falkensee ihm den Bürgerpreis.
Sigurd Syversen starb am 28. November 2016 in Oslo.
Sigurd Syversen in
seiner Heimat Norwegen im Herbst 1945. Quelle: Privat Während einer
Gedenkfeier 2008 im Geschichtspark Falkensee: Sigurd Syversen mit Klaus Woinar
(l.) und Heiko Müller (r.), Bürgermeister der Stadt Falkensee. Quelle: Arne Svelle
Am 9. März 1945
schrieb Sigurd Syversen seinem mitgefangenen norwegischen Freund Joar Markali,
der in der Schreibstube arbeitete und deshalb Zugang zu Papier und Stiften
hatte, folgenden Gruß in sein Erinnerungsbuch ,,Ein langes und glückliches
Leben - zusammen mit einer lieben Frau und Kindern, wünsche ich Dir Joar!" Quelle:
Nationalarchiv Norwegen / Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen/SBG