Evangelische Kirche Neufinkenkrug Pfarrer-Voigt-Platz

Ein Ort der Erinnerung!

Vorgeschichte
Die Kolonie „Neu-Finkenkrug“ entstand ab 1892 auf dem Rittergut Seegefeld. Der letzte Besitzer des Rittergutes und Begründer der Villenkolonie „Neu Finkenkrug“, Bernhard Ehlers, veräußerte 1898 den größten Teil seines Besitzes an die Deutsche Ansiedlungsbank, die die Entwicklung der Kolonie fortführte. Für den Bau einer evangelischen Kirche war bereits im ersten Lageplan „der Deutschen Ansiedlungsbank gehörigen Villen-Colonie Neu-Finkenkrug“ von 1906 ein zentral gelegenes Grundstück mit der Bezeichnung „Pfarrplatz“ vorgesehen. Der Deutschen Ansiedlungsbank folgte die 1909 gegründete „Neu-Finkenkrug Terrain-Aktiengesellschaft“.

Baugeschichte
Am 19. Juni 1924 gründete sich der „Kirchenbauverein Neufinkenkrug“, der den Bau der späteren Kirche ermöglichte. Als Architekt wurde der ortsansässige Robert Wilsdorf gewonnen. Eine Grundsteinlegung erfolgte am 28. September 1924, am 1. Oktober 1925 folgte die Gründung der „Evangelischen Kirchengemeinde Neufinkenkrug“ und am Reformationstag, dem 31. Oktober 1926, wurde die Kirche eingeweiht. In nur zwei Jahren fanden Idee und Wirklichkeit von einer eigenen Kirche in Neufinkenkrug zueinander. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise war dies eine außerordentliche Leistung.

Pfarrer Otto Voigt (1895-1967)
Von 1926 bis 1961 war Otto Voigt der erste hauptamtliche Pfarrer der neu gegründeten Kirchengemeinde Neufinkenkrug. Gemeinsam mit seiner Frau Paula Voigt prägte er das Gemeindeleben über viele Jahrzehnte.
Otto Voigt gehörte während des Nationalsozialismus der „Bekennenden Kirche“ an. In dieser Zeit erfasste der Kirchenkampf zwischen den Deutschen Christen und den Mitgliedern der „Bekennenden Kirche“ auch die evangelische Kirchengemeinde Neufinkenkrug. Otto Voigt wurde von den Nationalsozialisten und den Mitgliedern der Deutschen Christen schikaniert, mehrmals verhaftet und erhielt Verbote, in der Kirche zu predigen.

Architektur
Die Kirche gilt mit der Formenvielfalt der 1920er Jahre als Besonderheit. Zur Anwendung kommen Elemente der Neuen Sachlichkeit, des Expressionismus und der Moderne. Diese lassen sich unter anderem an der Fassade und an der Fenstergestaltung ablesen.
Als Reminiszenz an einen mittelalterlichen Stil wurden die sieben bleiverglasten Fenster der Apsis gestaltet. Diese illustrieren die sieben Bitten des „Vaterunser“ durch entsprechende biblische Geschichten. Mit einer zurücknehmenden Gestaltung fügen sich Altar, Kanzel und Taufe in das Innere der Kirche ein. Die Kirche ist seit dem 14. Januar 2000 ein eingetragenes Baudenkmal und steht auf der Denkmalschutzliste des Landes Brandenburg. Sie bildet den Mittelpunkt des kirchengemeindlichen Lebens vor Ort.

Der Naturschutzbund Deutschland e.V.- Regionalverband Osthavelland betreut für Dohlen und Turmfalken Nistkästen im Turm der Kirche. Beide Vogelarten sind derzeit in Brandenburg gefährdet.