Acht Eigenheime
Zur Geschichte einer Musterhausausstellung
Vorgeschichte
Die Kolonie „Neufinkenkrug" entstand ab 1892 auf dem Rittergut Seegefeld. Der letzte Besitzer des Rittergutes, Bernhard Ehlers, verkaufte großzügig geschnittene Parzellen an private Interessenten. Nur sechs Jahre später veräußerte er dann den größten Teil seines Besitzes an die Deutsche Ansiedlungsbank, die in seinem Interesse die Entwicklung der Kolonie Neufinkenkrug fortführte. 1927 erfolgte die Eingemeindung der Kolonie „Neufinkenkrug" nach Falkensee.
Der Wettbewerb
Im Jahr 1906 lobte der Verleger August Scherl in seiner Illustrierten „Die Woche" deutschlandweit einen Architekturwettbewerb für den Bau von Sommerhäusern aus.
Darin hieß es: „Die Erscheinung der Häuser sollte zur Größe und Schönheit der umgebenden Natur im richtigen Verhältnis stehen. Statt Prätention der Villa soll eher ein Anschluss an die Motive der ländlichen Bauüberlieferung gesucht werden."
Als beratende Jury standen ihm bedeutende Architekten und Reformer des Landhausbaus wie Hermann Muthesius und Bruno Paul zur Seite.
Hermann Muthesius, Mitbegründer des Deutschen Werkbundes, forderte die Architekten auf, Funktionalität und optimale Ausnutzung des Wohnraumes auf die Bedürfnisse einer kinderreichen Großstadtfamilie auszurichten. Weiterhin sollte jedes Haus charakteristisch für die Bauweise einer bestimmten Landschaft Deutschlands sein.
Insgesamt wurden rund 1.500 Entwürfe in verschiedenen Kategorien eingereicht. Die Veröffentlichung einer Auswahl der eingereichten Entwürfe in der Zeitschrift „Die Woche" erreichte eine ungeahnte Nachfrage. Der Gedanke, die preisgekrönten Entwürfe zu realisieren, fand großen Anklang.

Postkarte, Archiv Museum Falkensee

In Sommer- und Ferienhäuser aus dem Wettbewerb der Zeitschrift „Die Woche" in Sonderheft 1907, Archiv Museum Falkensee
Die Umsetzung
Die Organisatoren fanden in der Deutschen Ansiedlungsbank einen interessierten Partner und am Schillerplatz (heute Elsterplatz) in Neufinkenkrug geeignete Baugrundstücke für die „Acht Eigenheime in Neufinkenkrug". Die erste Musterhausausstellung öffnete vom 31. Mai bis 12. Juli 1908 ihre Tore. Die Häuser waren nach Entwürfen von Bruno Paul ausgestattet und mit dem entsprechenden Hausrat dekoriert.
Die Eigenheime tragen nach den Entwürfen der Architekten folgende Bezeichnungen:
1 „Dulce Domum"
2 „Umranket von Reblaub die Fensterlein",
3 „Haus Feiertag"
4 „Am Fluß"
5 „Insel Poel"
6 „N.S." (Niedersachsen)
7 „Ein Traum am Bodensee"
8 „Im Riesengebirge"

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