Selbstorganisation der Häftlinge und die Lagerbefreiung

Zur Organisation der KZ bediente sich die SS sogenannter, oft deutscher, Funktionshäftlinge, die im Lager unterschiedlichste Aufgaben übernahmen und die Befehle der SS umsetzen sollten. Im Laufe des Krieges wuchs der Personalmangel bei der SS an und die Bedeutung dieser Häftlinge stieg. Zunehmend kamen politische Häftlinge in solche Positionen und konnten so das Lagerleben stärker beeinflussen.

Eine eigenständige illegale Struktur der Häftlinge war das internationale Lagerkomitee, das in Falkensee zunächst von Christian Mahler und später von Max Reimann, beide deutsche Kommunisten, geleitet wurde. Sie und ihre Mitstreiter leisteten im April 1945 einen entscheidenden Beitrag zur Lagerbefreiung ohne Tote und Blutvergießen.

Als das Stammlager Sachsenhausen den Befehl zur Auflösung des Lagers Falkensee gab, überzeugten sie den Kommandanten Ernst Kannenberg, das Lager nicht zu räumen. Tage zuvor hatten die Falkenseer Häftlinge sehr geschwächte, kranke und leidende Menschen im Lager gesehen, die auf dem Weg von Lieberose nach Oranienburg in Falkensee Station machten. Das Entsetzen unter den Häftlingen in Falkensee war groß. Als Vorsitzender des Lagerkomitees versuchte Max Reimann Kontakt zur Roten Armee aufzunehmen, damit das Lager nicht zum Kriegsschauplatz würde.

 Am 26. April 1945 trafen die ersten Sowjetsoldaten im Lager ein. An ebendiesem Tag begann der damalige Häftling Bruno Schultz sein Tagebuch: „Donnerstag, am 26. April 1945 mittags. 11:30 Uhr frei zum Lager hinaus, nachdem am 25. die Lagerbewachung ihre Posten

verlassen hatte."

Hör-Text in Leichter Sprache: Lagerbefreiung

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Station Audio-Rundgang: Zwangsgemeinschaften

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